Von Wilhelm Tell bis Hubert Kah

Volles Haus beim Neujahrskonzert in Wixhausen

Eine prima Kulisse bot sich dem Publikum, das beim Neujahrskonzert des Sinfonischen Blasorchesters der TSG Wixhausen (SBOW) den Saal des Bürgermeister-Pohl-Hauses komplett gefüllt hatte. Surfbretter, Strandhütten und Schwimmtiere ließen eine karibische Atmosphäre entstehen. Die Kulisse war zwar eigentlich auf Grund der aktuellen Karnevalssaison aufgebaut, aber sie passte durchaus zum Programm – stand doch mit den „Latino Mallets“ ein Medley lateinamerikanischer Art auf dem Programm.

 

Den Anfang machte aber ein Ende: das weltbekannte Finale aus der Overtüre zu „Wilhelm Tell“. Schon bei dieser flotten Inszenierung bewies das gut aufgelegte Orchester große Spielfreude und seine hohe Qualität. Ein Ausflug in die Zeit der 30er bis 50er Jahre brachte mit „So schön wie heut“ sechs unvergessene Tonfilmschlager zu Gehör.

SBOW 20180122 3Fürstin Pauline von Metternich beauftragte Franz Lehár nach der Uraufführung des „Paulinen-Walzers“ einen besonders schönen Eröffnungswalzer für den Maskenball 1902 zu schreiben. So fand am 27. Januar die Uraufführung von „Gold und Silber“ statt. Ein Datum, das sehr bedeutsam in der Musikgeschichte ist, wie Michael Precht in seiner gleichsam informativen wie humorvollen Moderation bekannte. Schließlich wurden an diesem Tag außerdem auch Wolfgang Amadeus Mozart und Dirigent Rainer Laumann geboren. Letzterer hatte die unterschiedlichen Charaktere der drei in „Gold und Silber“ zusammengefassten Walzer wunderbar herausgearbeitet.

Nach Thomas Doss „Il Briccone“ und dem ebenfalls von Lehár stammenden „Vilia“-Lied entführten die MusikerInnen das Publikum in die Welt der Oper. Aber nicht in eine klassische, sondern in die am Übergang von Oper zu Musical stehende amerikanische Komposition „Porgy and Bess“. Zahlreiche Arien wie „Summertime“ zählen heute zu den Jazz-Standards. Das Arrangement von James Barnes spielt mit den Jazz-Elementen ebenso wie mit den Klangfarben des Blasorchesters. Zu Recht hat das SBOW dieses unterhaltsame Medley als einen Titel seiner neuen CD, die im März aufgenommen wird, ausgesucht.

Das hätten die „Latino Mallets“ allerdings auch verdient gehabt. Die beiden rasanten Teile „Tico Tico“ und „Mambo Jambo“ sowie der zunächst als Cha-Cha beginnende, dann in den Swing wechselnde „Tea for Two“ boten mit den drei exzellent harmonierenden Percussion-Solisten einen furiosen Hörgenuss, der mit tosendem Applaus belohnt wurde.

Mit “ABBA in Concert“ und der “80er KULT(tour)”, die mit Hits wie „Skandal im Sperrbezirk“, „1000 und eine Nacht“ und „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“ auf die Zeit der Neuen Deutschen Welle zurückblickt, neigte sich das äußerst unterhaltsame Konzert dem Ende entgegen.

Nach der Zugabe „Florentiner Marsch“ bekannte Dirigent Rainer Laumann, dass das Orchester eigentlich keine zweite Zugabe vorbereitet habe. „Wenn wir nochmal müssen, dann müsst ihr auch nochmal!“, entschied er und wiederholte das Finale mit Hubert Kahs „Sternenhimmel“ aus dem 80er-Jahre-Medley. Und nicht wenige Zuschauer und auch Musiker verließen das Bürgermeister-Pohl-Haus immer noch „La Lalala“ vor sich hinsingend.